Cornelius Graig und Markus Reisner

Cornelius Graig (c) Manfred Weis, Markus Reisner (c) BMLV

Im Zeit-Raum: Cornelius Granig und Markus Reisner

Der hybride Krieg gegen Europa – Oberst Markus Reisner und Sicherheitsforscher Cornelius Granig im Gespräch mit Johannes Kaup

Hybride Kriegsführung bezeichnet eine Form der Kriegsführung, die konventionelle militärische Mittel mit unkonventionellen Taktiken kombiniert. Diese Taktiken können asymmetrische Kriegsführung, Cyberangriffe, Desinformation, wirtschaftlichen Druck und den Einsatz von Stellvertretern umfassen. Das Ziel der hybriden Kriegsführung ist es, den Gegner zu destabilisieren und seine Reaktionen zu manipulieren, ohne dabei in einen offenen Krieg zu treten. Diese Strategie nutzt oft die Schwächen des Gegners aus und zielt darauf ab, Verwirrung und Unsicherheit zu schaffen.

Ein typisches Beispiel für hybride Kriegsführung ist der Konflikt in der Ukraine, wo Russland sowohl militärische Kräfte als auch nicht offizielle Kämpfer eingesetzt hat, während gleichzeitig Desinformationskampagnen und Cyberangriffe durchgeführt wurden.

Befinden wir uns auch in der EU bereits in einem (hybriden) Krieg? – Erste Anzeichen dafür gibt es einige. Schon seit dem ersten Wahlsieg Donald Trumps 2016, dem Brexit im Jahr 2000, den Europawahlen 2025, aber auch bei vielen nationalen Wahlen von Georgien über die Slowakei bis nach Serbien hat sich ein Muster gezeigt. Demokratische Meinungsbildungsprozesse werden auf verschiedenen Wegen manipuliert und somit die Demokratie untergraben. Mittlerweile konnten mehrere europäische Geheimdienste aber auch Journalisten-Kollektive nachweisen, welche staatlichen und mächtigen außerstaatlichen Akteure hinter diesen Propaganda- und Manipulationsmaßnahmen stecken. Spuren führen in großer Zahl nach Russland, aber auch nach China, Nordkorea und in den Iran.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist der hybride Krieg deutlich ausgeweitet worden. Angefangen mit der Verbreitung von Falschinformationen über die Verfolgung und Bedrohung regimekritischer Personen im Ausland, weiters durch Sabotageakte und Anschläge auf die kritische Infrastruktur. Das betrifft die Störung von Kommunikations-Systemen, Kappen von Internet- und Stromkabeln, Sabotage im Bahn- und Flugzeugverkehr, Hacker-Angriffe auf die Steuerung von Energieproduktionsanlagen, die Logistik- und Verkehrsleitinfrastruktur sowie das Ausspionieren von Regierungs- und Firmengeheimnissen. Was muss man über Ziele, Strategien und Taktiken der "hybriden Krieger" wissen? Wie kann sich eine offene demokratische Gesellschaft dagegen wehren? Gibt es auch Möglichkeiten, die jeder und jede Einzelne dazu hat?

Oberst Markus Reisner ist seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs zum bekannten militärischen "Kriegserklärer" geworden, der sich den Ruf eines neutralen und objektiv beschreibenden Analysten erworben hat. Er ist Leiter des Institutes für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wien. Militärische Einsätze führten ihn nach Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Afghanistan, Tschad, Mali und die Zentralafrikanische Republik.

Cornelius Granig ist Unternehmensberater und IT-Sicherheitsexperte u.a. als Cyber-Security- Experte akkreditiert bei Europol. Er leitet das Institut für Sicherheitsforschung und Krisenmanagement der SFU Wien, ist Leiter der Taskforce Medien und Journalismus bei Transparency International, Autor der Bücher "Darknet – die Welt im Schatten der Cyberkriminalität" und "Böses Geld – Bitcoin, Wirecard & Co. die digitale Finanzwelt zwischen Heilsversprechen und Kriminalität" und Präsident der Ukrainhehilfe Österreich.